Neben all den Pflanzen in meinem Garten schießen auch immer mehr Betonpflanzen in der Großstadt aus dem Boden. Moderne Architektur fasziniert mich sehr. Die langen Fenster, die den Raum mit Licht fluten, liebe ich am meisten daran. An Berlin liebe ich die Mischung aus alter und neuer Architektur. An manchen Stellen besser gelungen als an anderen, werden nach und nach alle Lücken der Vergangenheit geschlossen, die es noch gibt. Die modernen Lückenfüller passen sich meist sehr stimmig ins Gesamtgefüge ein.

Auf dem Weg zu meiner Uni inspirierte mich das bezaubernde Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum vor strahlend blauem Himmel dazu, eine Betonpflanze abzulichten. Sie ist 2009 gewachsen und komplettiert mit ihrem Erscheinungsbild den Campus neben der Museumsinsel. Und auch wenn der Campus-Card-Automat am Ende außer Betrieb war, so bin ich doch den Weg nicht umsonst gelaufen. Architektur zu fotografien mag ich fast genauso sehr, wie ich es liebe Pflanzen zu fotografieren. Beide eint die Stille. Ich mag es in Ruhe zu fotografieren. Ich muss mit keinem Model reden und es „bei Laune halten“.

Der meditative Gedanke hinter meiner Art des Fotografierens spiegelt meine konsequente Nutzung des M-Modus wieder. Jede einzelne Einstellung in meiner Kamera wird von mir bewusst gewählt und das braucht seine Zeit. Die Polaroidkamera hat zwar nur bedingt Möglichkeiten, mein Bild auf meine übliche Weise zu gestalten, dafür bringt sie einen ganz eigenen Charme mit.

Architektur rennt auch nicht weg. Auch Pflanzen sind eher langsame Lebewesen. Wo ich mich manchmal über den Wind ärgere, der mir mein florales Motiv weg bläst, stehen Gebäude wesentlich stiller als Pflanzen. Sie bringen mir gegenüber Geduld auf wie auch Pflanzen und lassen mich in Ruhe meine 10.000 Perspektiven finden, aus denen ich ein und dasselbe Objekt fotografieren möchte. Und manchmal reicht auch ein einziger Schuss, dass ich glücklich bin – so wie der heutige.

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