Nebelnasse Waldluft
Ein Morgen wie jeder andere. So scheint es zunächst. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Wie jeden Morgen.
Nichts. Ich sehe weiß. Ich sehe kleine fliegende Wassertröpfchen. Sie schweben durch die Luft, verschleiern alles.
Mein Weg beginnt mit Schmerz. Am Vortag trug ich neue Schuhe, die ihre Spuren an meinen Füßen hinterlassen haben.
Ich zweifle. „Soll ich wirklich zur Waldlichtung gehen, wo ich den Nebel einfangen kann?“, frage ich mich in Gedanken, während meine Füße immer weiter laufen.
Schritt für Schritt Schmerzen. Ich rutsche im Schuh so weit es geht nach vorn.
Ich konzentriere mich einfach. Ich konzentriere mich auf das, was ich glaube, was mich am Ziel erwartet.
Gute 15 Minuten bin ich durch den Wald unterwegs. Ich begegne niemandem. Wer sollte auch schon hier sein, so früh am Morgen?!
Die Luft ist feucht. Ich kann die einzelnen Wassertröpfchen schweben sehen. Kleine Wellen zirkulieren vor meinen Augen durch die Luft. Pure Schönheit.
Der Blick auf bezaubernde Details wird erst möglich, nachdem ich in die Knie gehe. Dort eröffnet sich mir der Blick auf ein Spektakel der natürlichen Webkunst. Die feinen Wassertropfen, die sich verfangen, ergeben eine Perlenkette. Das Webwerk vieler Spinnen im Dickicht der Gräser wird dadurch für mich zu einem der schönsten Anblicke, die sich mir jemals boten. Einzigartig schön – jedes Spinnennetz für sich.
Zwei Stunden völlige Ruhe.
#silentheartmoments