Letztes Jahr war für mich ein Schnapszahlenjahr. Ich bin 3undreißig geworden. Mein Mann ist 55 geworden, also trennen uns 22 Jahre. Ich habe das letztes Jahr sehr genossen und es fällt mir schwer loszulassen. Tobias sagte neulich, dass ich nun MITTE dreißig wäre. Mir stockte der Atem bei dieser Aussage und ich hielt inne. MITTE dreißig? MITTE… Warum MITTE? Und dann wurde es mir bewusst. 34 ist fast 35 und wie 36 nur ein Jahr von der Mitte entfernt, also quasi schon Mitte, denn Anfang dreißig war es eben wirklich nicht mehr. Das hieß, dass ich nicht nur ein Jahr älter geworden, sondern noch zusätzlich in umgangssprachlicher Ausdrucksweise gealtert bin.
Ich liebe Zeremonien. Und damit ich die 3unddreißig besser loslassen kann, dachte ich, dass ich proaktiv mit dem Wechsel von einer Ziffer zur nächsten umgehen möchte und Kunst draus mache.
Für die nächsten 3unddreißig Tage möchte ich jeden Tag ein Polaroid Foto machen und einen Blick in mein Leben freigeben.
Vor allem ich als Frau habe Angst davor „alt“ zu werden. Alte Frauen werden als unattraktiv abgestempelt. Sie haben ausgedient und werden von jüngeren Frauen ersetzt. Ich bin froh darüber, dass sich in der Werbewelt, die sehr unterbewusst auf uns wirkt, die „Bestager“ immer mehr integriert und damit auch ältere Frauen nach und nach als attraktiv wahrgenommen werden.
Zum Auftakt meines Projekts habe ich geforscht, welches mein erstes Bild sein könnte. Ich ging mit offeneren Augen meiner alltäglichen Wege und schließlich begegnete mir das Verkehrsschild „30 Zone“. Mir wurde klar: Genau da bin ich. Ich bin in der dreißiger Zone. Ab April dann sogar in der goldenen Mitte (oder zumindest nahe dran). Und so entstand mein erstes Foto auf dem Weg zu einem Treffen mit Freundinnen. Wie ich im Restaurant, unserem Treffpunkt, ankam, stellte ich fest, dass wir an Tisch 34 saßen. Ich find an zu lachen. Sie kommt immer näher. Bereits in materialisierter Form als Tischzahl stand sie nun direkt vor mir, zum greifen nah. 34. So alt werde ich in 33 Tagen werden.